Pflegeversicherung 2017 - jetzt noch abschließen oder warten?
2016-08-03 15:11
Pflegeversicherung 2017 tritt die nächste Stufe der Pflegereform in Kraft – 5 Pflegegrade lösen die bisherigen Pflegestufen ab - jetzt abschließen oder warten
Aktuell sind viele Menschen verunsichert – zum 1.1.2017 tritt die zweite Stufe des Pflegestärkungsgesetz II in Kraft. In der gesetzlichen Pflegeversicherung werden 2017 die bisherigen 3 Pflegestufen von künftig 5 Pflegegraden abgelöst. Das Verfahren zur Begutachtung der Pflegebedürftigkeit wird sich grundlegend ändern.
Lohnt es sich also, mit dem Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung bis 2017 zu warten? Oder ist es vorteilhafter jetzt noch eine Pflegezussatzversicherung abzuschließen? Was passiert mit den Alttarifen, wenn im Jahr 2017 aus Pflegestufen die neuen Pflegegrade werden?
UPDATE: November 2016:
Mittlerweile haben die meisten Versicherungsgesellschaften bereits veröffentlicht, wie ihre Pflegeversicherung 2017 angepasst wird --> warten ist also keine Option mehr. Sie wissen bereits jetzt genau, welche Leistungen Ihnen ab nächstem Jahr nach Pflegegraden zustehen und können dennoch noch vom günstigeren Eintrittsalter profitieren, wenn Sie mit Beginn 1.12.16 abschließen!
Hier gehts zu den neuen Pflegezusatzversicherungen 2017: Pflegetagegeldversicherungen Vergleich
Unsere Empfehlung – daher sollten Sie jetzt noch abschließen:
Schließen Sie jetzt noch eine private Pflegeversicherung ab – verschiedene Gründe sprechen dafür – die Argumente im Überblick:
1. Kein Risiko: Gesetzliche Umstellung von Pflegestufen auf Pflegegrade
2. Umstellungs-Garantien der Versicherungsgesellschaften
3. Sie könnten krank werden – Probleme mit der Gesundheitsprüfung
4. Verschärfung der Risikoprüfung im Zuge der Reform zu erwarten
5. Abwarten bedeutet höhere Beiträge wegen höherem Eintrittsalter
Abwarten bis nächstes Jahr, bis möglicherweise neue Tarife vorgestellt werden, bringt also überwiegend Nachteile mit sich – wir empfehlen daher, jetzt noch eine Pflegetagegeldversicherung abzuschließen, wenn der Bedarf gegeben ist und Sie für den Pflegefall vorsorgen möchten.
1. Kein Risiko: Gesetzliche Umstellung von Pflegestufen auf Pflegegrade
Alle namhaften Anbieter in unserem Pflegeversicherung Vergleich werden eine bestehende Pflegeversicherung 2017 auf das neue Begutachtungssystem umstellen – das wurde uns vonseiten verschiedener Anbieter zugesagt. Keine private Pflegeversicherung hat ein Interesse daran, Verträge mit einem veralteten Begutachtungsverfahren im Bestand zu behalten.
Möglich macht eine solche Vertragsanpassung das Versicherungsvertragsgesetz VVG §203 (3), der da lautet:
(3) Ist bei einer Krankenversicherung im Sinn des Absatzes 1 Satz 1 das ordentliche Kündigungsrecht des Versicherers gesetzlich oder vertraglich ausgeschlossen, ist der Versicherer bei einer nicht nur als vorübergehend anzusehenden Veränderung der Verhältnisse des Gesundheitswesens berechtigt, die Allgemeinen Versicherungsbedingungen und die Tarifbestimmungen den veränderten Verhältnissen anzupassen, wenn die Änderungen zur hinreichenden Wahrung der Belange der Versicherungsnehmer erforderlich erscheinen und ein unabhängiger Treuhänder die Voraussetzungen für die Änderungen überprüft und ihre Angemessenheit bestätigt hat.
Sie brauchen also keine Angst zu haben, dass eine jetzt abgeschlossene Pflegezusatzversicherung dann ab nächstem Jahr eine veraltete Leistungsbedingung beinhaltet – die Abstimmung mit dem unabhängigen Treuhänder der BAFIN sorgt dafür, dass die Vertragsänderungen nicht zu Ihrem Nachteil, sondern zu Ihrem Vorteil erfolgen.
2. Umstellungsgarantien der Versicherungsgesellschaften
Darüber hinaus bieten viele Gesellschaften derzeit ein Garantie-Zertifikate bzw. Umstellungs-Garantien, wo neben der garantierten Umstellung der Pflegestufen auf die Pflegegrade auch die Option garantiert wird, dass ohne erneute Gesundheitsprüfung in neu geschaffene Tarife gewechselt werden kann, sofern der Versicherte das wünscht.
Nachfolgend eine Übersicht verschiedener Garantie-Zertifikate als pdf zum Download – bei diesen Anbietern können Sie bedenkenlos noch in diesem Jahr eine Versicherung abschließen.
- Allianz – Garantieerklärung Pflegereform 2017
- AXA – Garantieerklärung Pflegereform 2017
- Gothaer – Garantieerklärung Pflegereform 2017
- Hallesche – Garantieerklärung Pflegereform 2017
- Münchener Verein – Garantieerklärung Pflegereform 2017
- SDK – Garantieerklärung Pflegereform 2017
- UKV – Garantieerklärung Pflegereform 2017
- VIGO – Garantieerklärung Pflegereform 2017
- VKB – Garantieerklärung Pflegereform 2017
- Württembergische – Garantieerklärung Pflegereform 2017
Mit einem Abschluss in 2016 gehen Sie bei diesen Anbietern kein Risiko ein, weil Ihnen einerseits die Umstellung der Pflegestufen auf Pflegegrade im bestehenden Tarif garantiert wird, zusätzlich besteht die Option, in einen neuen Tarif zu wechseln, sofern der jeweilige Versicherer eine gänzlich neue Tarifserie auflegt.
3. Sie könnten krank werden – Probleme mit der Gesundheitsprüfung
Gesundheit ist ein hohes Gut – wer gesund ist, nimmt das in aller Regel als Selbstverständlichkeit hin. Doch leider hält das Leben manch unangenehme Überraschung bereit – jeder kann überraschend krank werden und sollte sich über dieses Risiko im Klaren sein!
Gerade in jüngerer Vergangenheit habe ich es jetzt schon zwei mal hintereinander erlebt, dass Kunden kurz nach Abschluss der Pflegeversicherung schwer erkrankt sind bzw. die Diagnose einer schweren Erkrankung erhalten haben - in beiden Fällen wurde die Versicherung gerade noch rechtzeitig abgeschlossen! Im Juni erhielt ich den Anruf eines Kunden, dessen Frau wenige Tage nach Abschluss der Pflegezusatzversicherung die Diagnose „MS – Multiple Sklerose“ erhielt. Gestern informierte mich eine Kundin, die vor 2 Monaten eine Pflegeversicherung abgeschlossen hat, dass bei einer Routine-Untersuchung Brustkrebs erkannt wurde (glücklicherweise in einem sehr frühen gut behandelbaren Stadium).
In beiden Fällen, wäre ein Abwarten oder Verschieben des Versicherungsabschlusses fatal gewesen – mit beiden Diagnosen wäre eine Gesundheitsprüfung und damit der Abschluss einer Pflegeversicherung nicht mehr realisierbar gewesen!
Daher die Empfehlung:
Lassen Sie sich von Ihrem jetzigen (hoffentlich guten) Gesundheitszustand nicht blenden – jeder kann krank werden. Warten Sie nicht so lange, bis Ihnen das Leben einen Strich durch die Rechnung macht.
4. Verschärfung der Risikoprüfung im Zuge der Reform zu erwarten
Die Definition der Pflegebedürftigkeit wird sich im Zuge der Pflegereform 2017 ändern. Heute wird die Pflegebedürftigkeit nach zeitlichem Hilfebedarf in Minuten bewertet und in 3 Pflegestufen eingruppiert, wobei ausschließlich körperliche Einschränkungen und Erkrankungen berücksichtigt werden – zusätzlich gibt es den Begriff des Härtefalles und die Pflegestufe 0, welche jedoch nur umgangssprachlich so genannt wird. Ab 2017 werden 5 Pflegegrade eingeführt, die wesentlich stärker als bisher auch den geistigen Zustand des Pflegebedürftigen berücksichtigen werden.
Voraussichtlich werden in Zukunft mehr Menschen Leistungsansprüche gegenüber der gesetzlichen Pflegeversicherung haben. Das könnte auch zu höherem Leistungsbedarf privater Pflegepolicen führen.
Einige Versicherungsgesellschaften überlegen aus diesem Grund, die Risikoprüfung ab nächstem Jahr zu verschärfen. Das bedeutet im Klartext:
Eine Erkrankung, die heute bei einem Versicherer problemlos versichert wird, könnte möglicherweise ab nächstem Jahr zur Antragsablehnung führen. Gerade Menschen mit Vorerkrankungen, denen wir aktuell noch attraktive Angebote mit vereinfachten Gesundheitsfragen anbieten können, sollten in jedem Fall noch dieses Jahr eine Pflege-Zusatzversicherung abschließen, da nicht sichergestellt ist, ob die Annahmerichtlinien der Pflegeversicherungen nächstes Jahr nach der Reform noch genau so kulant sind wie heute. Daher sollten Sie die Pflegeversicherung jetzt noch im Jahr 2016 abschließen, bevor die Gesundheitsfragen möglicherweise geändert werden.
5. Abwarten bedeutet höhere Beiträge wegen höherem Eintrittsalter
Die Beiträge einer Pflegeversicherung werden mit dem Eintrittsalter berechnet – je jünger jemand in die Versicherung einsteigt, desto länger hat der Versicherer Zeit, das benötigte Kapital für den „durchschnittlichen“ Leistungsfall anzusparen und die aufgebauten Alterungsrückstellungen verzinslich am Kapitalmarkt anzulegen.
Daher ist der Abschluss einer Pflegeergänzungsversicherung umso günstiger, desto früher der Abschluss erfolgt.
Jedes Jahr, das Sie abwarten, macht die Versicherung teurer – gerade bei Menschen, die bereits 50, 60 oder älter sind, macht das je nach gewünschter Leistung schon einige Euro Monatsbeitrag aus, wenn man den Abschluss um ein Jahr verschieben würde.
Doch langfristig fährt man damit in jedem Fall schlechter – das lässt sich rechnerisch belegen. Ein Beispiel dazu:
Sind Sie 60 Jahre alt, zahlen Sie zum Beispiel für den Tarif UKV Pflege-Premium-Plus einen monatlichen Beitrag in Höhe von 80,24 Euro bei einer Leistungshöhe von insgesamt 1200 Euro Pflegetagegeld (Abschluss 1.9.2016). Damit bezahlen Sie in Summe bis zum 85. Lebensjahr hochgerechnet 24.072 Euro an Beiträgen ein.
Schließen Sie die Versicherung mit derselben Leistung erst zum 1.1.2017, nach der Reform ab, werden Sie ein Jahr älter eingestuft und bezahlen für dieselbe Leistung monatlich bereits 84,72 Euro.
Sie bezahlen dann bis zum 85. Lebensjahr zwar vier Monate weniger Beiträge, allerdings zahlen Sie in Summe dennoch deutlich mehr bis zum 85. Lebensjahr, nämlich genau 25.077,12 Euro – das ist ein Unterschied von über 1.000 Euro, die man sich lieber sparen sollte. Ein Abschluss in diesem Jahr lohnt sich also auf jeden Fall!
Fazit: Pflegeversicherung jetzt abschließen oder bis nach der Reform warten
Ich denke, alle Argumente sprechen dafür, jetzt noch eine Pflegeversicherung abzuschließen. Sie sichern sich damit Ihr Eintrittsalter, Ihren Gesundheitszustand und gehen dennoch kaum ein Risiko ein, weil alle namhaften Gesellschaften die Umstellung auf die neuen Pflegegrade garantieren, zusätzlich bestehen Optionsrechte zum Wechsel in neue Tarifserien.
Sollten Sie wider Erwarten nach Abschluss der Versicherung (schwer) krank werden, dann hätten Sie in jedem Fall richtig gelegen mit Ihrer Entscheidung, jetzt eine private Pflegeversicherung abzuschließen.
Bleiben Sie gesund, haben Sie auf Sicherheit gebaut und können dennoch die Situation im nächsten Jahr noch einmal begutachten – im besten Fall stellen Sie fest, dass Sie mit Ihrer Entscheidung richtig gelegen haben. Im Falle, dass Sie feststellen, dass ein anderes Versicherungsunternehmen eine deutlich bessere Pflegeversicherung anbietet, besteht dann – bei unverändert gutem Gesundheitszustand – auch noch die Möglichkeit, die abgeschlossene Pflegeversicherung zu kündigen und zu wechseln. In diesem Fall hätte man lediglich ein paar Euro zu viel an Beiträgen bezahlt – aber das lohnt sich aus unserer Sicht, denn sie schaffen sich dadurch Sicherheit für die Zukunft!
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